Baumschnitt extrem. Sollten Sie vorhaben einen Walnussbaum zu schneiden, müssen Sie genau wissen wann. Wenn nicht, können Sie was erleben!
Es existieren im Internet viele Gerüchte, wann und wie man einen Walnussbaum schneiden soll. Wir werden das Thema jetzt mal mit Logik und Erfahrung angehen.
Tatsächlich ist der Walnussbaum ziemlich zickig, wenn man ihn zur falschen Zeit schneidet. Denn dann verliert dann literweise seine Säfte und damit enorm viele Nährstoffe.
Extrem beeindruckend ist gefällter oder gekappter Walnussbaum, bei dem die Wurzel noch vorhanden ist. Sie fördert noch wochenlang wahre Quellen an Flüssigkeit aus den Schnittflächen. Wer das schon mal gesehen hat, wird es trotzdem kaum glauben. Für Saftaustritt im Sekundentakt sorgt jedoch schon ein Schnitt an einem kleinen Ast im Frühjahr.
Walnussbäume bluten bei einem Schnitt im Frühjahr
Alle unterschiedlichen Schnittanweisungen muß man mit Gärtner-Logik angehen. Denn auch, und besonders für den Walnussbaum gilt das Grundprinzip: geschnitten wird grundsätzlich, wenn es den Bäumen am wenigsten schadet.
Also dann, wenn am wenigsten Saft zirkuliert oder/und die Bäume am wenigsten Blattmasse verlieren. Für den überwiegenden Teil der Pflanzen und Bäume ist das zwar eigentlich nicht so wichtig, weil sie niemals übermäßig bluten. Beim Walnussbaum ist es jedoch ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Walnussbaum in belaubtem Zustand schneiden?
Ähnlich wie gekappte Walnussbaumwurzeln im Frühjahr extrem bluten, verlieren auch die Äste unglaublich viel Saft. Die beste Zeit einen Walnussbaum zu stutzen oder zu reduzieren ist folglich eine Phase mit wenig Saftdruck. Und die ist erst erreicht, wenn der Baum voll belaubt ist. Das kann schon im Mai so weit sein – mit einem Probeschnitt an ein paar dünneren Ästen bekommt man Gewissheit. (kürzlich getestet: am 12. Mai blieben die Schnittstellen absolut trocken)
Nun verliert aber der Walnussbaum dadurch viel an Blattmasse. Also Nährstoffen, die darin gespeichert sind. Das findet ein Walnussbaum gar nicht so gut, weil er diese Wachstumsenergie für den Neuaustrieb im nächsten Frühjahr gern behalten würde.
Kursierende Schnittzeitpunkte
Auf den unsinnigsten Schnittzeitpunkt gehen wir zum Schluss erst ein. Die gängisten sind die folgenden zwei und sie haben ihre Berechtigung.
Manchmal wird empfohlen einen Walnussbaum schon im Juni zu schneiden. Meistens jedoch im August, obwohl er da auch noch voll belaubt ist. Zu beiden Schnittzeitpunkten verliert er zwar eine Menge an gebildetem Blattwerk, doch der Schaden ist geringer, als der Verlust von Unmengen an Pflanzensaft.
Mit diesen Empfehlungen sind wir grundsätzlich einverstanden, denn bei einem Schnitt im Sommer können die Wunden bis zum Winter ganz sicher noch verheilen. Aber was ist dann mit den Nüssen?
Der ökologischste Schnittzeitpunkt?
Die Walnuss ist einer derjenigen Bäume, die ihr Laub am frühesten im Jahr abwerfen. Das fällt leicht zeitversetzt mit der Ernte zusammen. Laubabwurf bedeutet jedoch, daß die Nährstoffen bereits aus den Blättern gezogen wurden und Stamm und Wurzel wieder zur Verfügung stehen. Laubabwurf bedeutet aber auch, daß die Wundheilungskräfte ebenfalls langsam auf dem Rückzug sind.
Demnach wäre der beste Kompromiss zwischen Baum, Mensch und den Tieren, die sich von den Nüssen ernähren: Während der Ernte – das ist nicht exorbitant viel später als der August.
Für den Baum bedeutet das: Ein gewisser Teil der Blattnährstoffe ist bereits wieder in Stamm und Wurzel. Die Wundheilungskräfte sind immer noch (wenn auch weniger) aktiv.
Für den Menschen bedeutet das: Der Baum nimmt kaum Schaden und Ernte ist nicht gefährdet.
Für die Natur bedeutet das: Da sowieso nicht alle Walnüsse komplett geerntet werden können (oder ohnehin nicht aufgesammelt werden) bleibt noch einiges für das Viehzeug übrig.
Der sinnvollste Schnittzeitpunkt wäre also noch während der Ernte. Dann gehen die Nüsse nicht verloren und es bleibt noch genügend Zeit für die Wundheilung.
Walnussbaum im Spätherbst schneiden?
Ein Walnussbaum ganz ohne Laub hat bereits wieder sämtliche Nährstoffe in Stamm und Wurzel eingelagert. Er verliert also beim Schnitt kein wertvolles Blattwerk. Das ist sehr gut für den Neuaustrieb im nächsten Frühjahr….
… Aaaaber – dann sind die Heilungsmechanismen für die Wunden nicht mehr aktiv! Und es schwirren massenhaft Keime und Pilzsporen in der feuchten Luft herum. Viel wichtiger ist aber diese Erkenntnis.
Aus eigener Erfahrung heraus sollte man einen Walnussbaum allerhöchstens noch im November schneiden. Denn je später man schneidet, desto höher wird das Risiko, daß Folgendes passiert:
Wenn es im nächsten Jahr langsam etwas wärmer, beginnt der Walnussbaum trotzdem an zu bluten, obwohl der Schnitt schon Wochen zurückliegt!
Die schlecht verheilten Wunden können dann dem Saftdruck nicht standhalten!
Der kalendarische Zeitraum von Anfang Winter bis Mitte Frühjahr scheidet definitiv aus!
Mit Gärtnerlogik und Beobachtungsgabe kann man auch bei anderen Pflanzen keinen Fehler machen. Doch wie bereits erwähnt, richtet man bei den meisten anderen Bäumen keinen bleibenden Schaden an, auch wenn man außerhalb der Saftruhe mal ein Ästchen wegsägt.
Deshalb kommentieren wir hier noch mal die im Internet genannten Schnittzeitpunkte für den Walnussbaum;
– März: Totaler Unfug! Warum sollte man einen Walnussbaum schneiden, wenn er stark blutet, wenn er das 6 Wochen später überhaupt nicht mehr tut?
– Juni: Einverstanden. Das ist für den Baum der gesündeste Schnittzeitpunkt, weil die Wundheilungskräfte maximal sind.
– August: Auch recht. Aber man schneidet die fast voll entwickelten Nüsse mit ab.
– Bei der Ernte: Nach unserer Auffassung der perfekte Kompromiss für alle Beteiligten.
– Winter: Keinesfalls. Hohe Luftfeuchtigkeit begünstigt Keim- und Pilzbefall der Schnittstellen. Und der Baum kann im Frühjahr trotzem anfangen zu bluten.
Und noch eine letzte Bemerkung.
Auch wenn die ein oder andere extrem tropfende Wunde dramatisch aussieht, wird sie einen Walnussbaum nicht so einfach umbringen. Es ist seine natürliche Abwehrreaktion, um die Wunden sauber zu halten.
Dennoch ist es völlig unsinnig ihm das überhaupt anzutun !!!
2 Gartentipps: Das Laub des Walnussbaums gehört nicht auf den Kompost. Seine Blätter verrotten schlecht und enthalten viel Gerbsäure und Lugol. Kleinere, zerhäckselte Mengen sind aber unbedenklich.
Besonders aus den fleischigen Nuss-Hüllen, aber auch den Blättern kann man sich seine eigene Tinte herstellen. Gerade wegen der Substanz Lugol.