Rosenschnitt im Frühjahr – wichtiges Vorwissen

Bevor geschnibbelt wird, wird gelernt! Was Sie hier über den Rosenschnitt im Frühjahr erfahren, ist ein Grundmodell für fast alle Pflanzen. Lernen Sie Ihren Garten zu verstehen!

So sehen Rosen im Frühjahr aus, wenn sie schon im Herbst ein wenig gestutzt wurden. Das reicht uns aber noch nicht - wir schneiden noch tiefer runter
Rosenschnitt im Frühjahr. Erster Austrieb

Mit dem Frühling ist es an der Zeit, die Rosen zu schneiden, und zwar, wenn die Forsythien blühen. Diese sind ein hervorragender Anzeiger für den richtigen Zeitpunkt für den Rosenschnitt. Haben Sie keine Forsythien in der Umgebung, sagen Ihnen die Rosen auch selbst, wann sie geschnitten werden wollen.

Wenn die allerersten Neutriebe erscheinen, sollten Sie aber noch ein bisschen warten. Erst wenn diese, meist kräftig roten Rosentriebe, etwa 3 bis 7 Zentimeter Länge erreicht haben, ist der richtige Schnittzeitpunkt erreicht. Es ist aber auch völlig in Ordnung, die Rosen noch später zu schneiden, denn jeder Rückschnitt ist ein Wuchsanreiz – je radikaler, desto üppiger wird die Pflanze austreiben.

Das hat den simplen Grund, dass generell das Leben einer Pflanze, so auch bei der Rose, hauptsächlich in der Wurzel stattfindet. Jede Pflanze wächst so, dass ein Gleichgewicht zwischen Wurzel und Blattmasse erreicht wird. Wenn man nun einen Teil vom oberirdischen Gehölz entfernt, ist die Wurzel sozusagen in der Übermacht. Sie hatte vorher die Kraft sehr viel mehr Blattgrün zu versorgen, und wenn die Nährstoffversorgung aus dem Boden nicht plötzlich nachgelassen hat, hat die Wurzel diese Kraft immer noch !!!

Keine Angst beim Rosenschnitt! Was nach auf den ersten Blick nach Rodung aussieht ist absolut korrekt und sorgt für üppigen Neuaustrieb.
Korrekt geschnittenes Rosenbeet

Natürlich gibt es bei speziellen Pflanzen auch Grenzen für den Schnitt. Doch prinzipiell bedeutet die obige Erkenntnis: Je brutaler der Schnitt, desto stärker der Neutrieb! Tatsächlich ist der extremste Schnitt, den die Pflanze (oder Rose) vertragen würde, aber meistens Unsinn.

Denn durch unzählige, puschelige Neutriebe, die aus einer winzigen Pflanzenbasis sprießen, verhunzt man sich die Form. Mehr noch- man sorgt für Pflanzenkrankheiten, weil sich das eng wuchernde Blattgrün überlagert, ineinander wächst, aneinander reibt und so Verletzungen hervorrufen kann. Solches Blattwerk nimmt sich selbst Licht und es nimmt sich auch die Luft ! Und da die Luft, das einzige physikalische Medium ist, das Feuchtigkeit verdunsten kann, wird eine in sich wuchernde Pflanze eine Brutstätte für Krankheiten.

Eine korrekt geschnittene alte Rose in der Detailansicht. Viel mehr bleibt nicht mehr übrig - es geht sogar noch kürzer. Locker und luftig, heißt die Devise bei Rosen.
Alte Rose, korrekt und radikal geschnitten.

Kombiniert mit diesem Grundwissen, können Sie nun auch folgern, warum man bei den Rosen so lange abwartet, bis sie eindeutig zeigen, wohin die Triebe wachsen werden. Und das ist auch ein zusätzlicher Grund für den Herbstschnitt. Denn die Rose befindet sich danach wieder in der Saftwaage, sodass klar vorausgesagt werden kann, in welche Richtung sich die Neutriebe des Frühjahrs entwickeln.

Bei nicht vorgeschnittenen Rosen, mit Trieben in unterschiedlichen Höhen ist das kaum möglich und das überflüssige Gestrüpp stört bei der Beurteilung. Aufgrund des Prinzips der Saftwaage bilden sich jedoch die stärksten Neutriebe zuerst ganz oben an den Rosenstengeln. Sollten diese aber in die falsche Richtung wachsen, schneiden Sie sie ab, wenn das Auge darunter in die richtige Richtung zeigt. Aber immer bedenken; die Rose muss in ihrer Gesamtheit auf etwa der gleichen Höhe geschnitten werden, damit sie eine symmetrische Schirmform erhält.

Der Sinn des Rosenschnittes im Frühjahr ist also, ihr eine optimale Form zu geben, die erstens ästhetisch und zweitens krankheitsverhindernd ist. Jeder Rosen-Neutrieb wächst bei normaler Beleuchtung in die Richtung, in die er zeigt. Der Rosenschnitt im Frühjahr bestimmt also genau die Wuchsform der späteren Rose. Im Normalfall bewegt sich dabei die Höhe nach dem Rückschnitt bei etwa 20 – 30 Zentimeter.

Anders ausgedrückt, zwischen dem dritten und fünften Rosen-Auge, gezählt vom Boden aus. Doch um Missverständnissen vorzubeugen sei gesagt: Es werden keine Neutriebe am holzigen Stengel weggeschnitten, sondern die holzigen Stengel so weit eingekürzt, dass der oberste Neutrieb in die richtige Richtung zeigt.

Damit Sie die Angst vor einem beherzten Schnitt verlieren, ging es in diesem Artikel um die Erklärung eines grundsätzlichen Phänomens am Beispiel der Rose. Dass es ihr rein gar nichts ausmacht, einmal entwickelte Triebe abzuschneiden, haben Sie nun auch verstanden. Behalten Sie jedoch immer das Prinzip des Verhältnisses von ‚Wurzelvolumen zu Blattmasse‘ im Kopf. Auch das ist ein wunderbares Modell, um Pflanzen zu verstehen, seine Handlungen danach auszurichten und keine Fehler mehr zu machen!

Gartengeschichte:
Genau die Kundin, bei der die Fotos gemacht worden sind, schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie ihre geliebten Rosen geschnitten sah. Zugegebenermaßen sind sie ein recht extremes Beispiel für einen professionellen Korrekturschnitt. Schon Mitte des Jahres sagte sie jedoch: „Unglaublich – so haben die noch nie geblüht. Das hätte ich nie für möglich gehalten!“

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