Sind Flechten auf Hibiskus schädlich?

Gartenfrage:
Wir haben im Garten 2 große Hibiskusbäume. Blühen immer sehr schön von Juni bis spät in den Herbst. Ich stelle jetzt fest, dass sich unten eine Flechte bildet. Was ist da zu machen?

Flechten und Moose treten auf Hibiskus und Eibisch ziemlich oft auf
Flechten und Moose auf Hibiskus, Eibisch und anderen

Gartenantwort:
Eigentlich wäre nichts zu tun, sofern man der Natur freien Lauf lassen will. Das ist völlig normal, insbesondere für Hibiskus und Eibisch, die neben Magnolie, Zaubernuss und einigen Beerenarten zu den Lieblingsbäumen der Flechten zählen.
An denen sieht man sie am häufigsten, sie schädigen diese Bäume aber nicht – jedenfalls nicht direkt…. Denn Flechten sind keine Parasiten oder Schmarotzer, sondern sogenannte Epiphyten. Sie greifen die gesunde Rinde nicht an, sondern siedeln auf schon verwitterten Flächen. Aber lesen Sie bitte weiter.

Indirekte Schädigung durch Flechten und Moose?

Dennoch erdreistet sich die Gärtnerlogik zu behaupten, dass sie doch einen negativen Effekt haben, der wohl nur aufmerksamen Beobachtern auffällt. Denn ein Gärtner kann mit ziemlicher Sicherheit anhand des Flechtenbelages voraussagen, welcher Ast als nächstes absterben wird. Das betrifft oft dünnere, ältere Zweige, dickere Äste bleiben trotz Flechtenschicht länger unbehelligt.

Unsere Erklärung dafür ist die Folgende:
Mit einem Belag, egal welcher Art, kann die Rinde aber nicht mehr atmen. Und das ist zweifellos ein unnatürlicher Zustand. Eine Schicht aus Flechten beschleunigt also vermutlich den Verrottungsprozess der Rinde. Denn hier hält sich die Feuchtigkeit sehr viel länger, sodass Pilze und Mikroben ihr Zersetzungswerk beginnen können. Einem dicken Ast oder Stamm macht das weniger aus, weil die Rindenschicht deutlich dicker ist, als bei einem filigranen Zweig.

Dünnere, ältere Äste, mit bereits verwitterter Rinde haben aber im Verhältnis sehr viel mehr Angriffsfläche, sodass die ganze Rindenschicht von den Zersetzern „verdaut“ werden kann. In der Folge stirbt der ein oder andere betroffene Ast ab. Dennoch ist das nicht weiter dramatisch, wenn sich ein Gewächs sozusagen von selbst auslichtet. Das tote Holz sollte dennoch sauber rausgeschnitten werden, damit die Rotte nicht ins gesunde Holz zieht. Demnach ist es den Flechten zu verdanken, dass der Gärtner schon vorher handeln kann und die betroffenen Äste schneidet, bevor sie Totholz bilden können.

Die Verursacher des Phänomens sind also nicht direkt die Flechten, denn die versorgen sich aus der Luft und greifen die Rinde nicht aktiv an. Stattdessen sind Flechten eine symbiotische Wohngemeinschaft von Pilzen und Algen, die sich gegenseitig ernähren. Und zudem ein Anzeiger für saubere Luft!

Wenn es Sie optisch stört, können Sie sie abbürsten. Aber schauen Sie lieber mal auf das Foto, wie schön solche Flechten eigentlich sind. Vielleicht könnte man ja dazu übergehen sich mehr an den Flechten zu erfreuen, statt am Hibiskus… nur so ne blöde Idee ;-)))

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