Gartenfrage:
Ich habe mir letzte Woche für meinen Balkon eine kleine Birke gekauft und sie vom Händler mit meinem Roller transportiert. Bereits nach 3 Tagen haben sich ihre Blätter leicht eingerollt und einen leicht vertrockneten Eindruck gemacht, obwohl ich sie gegossen hatte.
Zuerst dachte ich, sie hat zu wenig Wasser, aber auch nach wiederholtem gießen hat sich nichts geändert. Inzwischen sind fast alle Blätter wie leicht vertrocknet. Haben Sie eine Idee, was passiert ist?
Ich war schon bei der Gärtnerin, die hat erst gemeint, sie war zu trocken, dann angeblich zu nass usw. Aber ehrlich gesagt habe ich es in meinem ganzen Leben noch nicht geschafft, innerhalb von 3 Tagen eine Pflanze zu ruinieren. Ich hoffe, Sie können mir einen Tipp geben, weil ich ganz lange nach dieser Pflanze gesucht habe und sie unbedingt behalten möchte.
Gartenantwort:
Als Paradebeispiel hätten wir da eine Zimmerpflanze, die zufällig „Birken-feige“ heißt (Ficus Benjamini, auf Latein), aber überhaupt nichts mit einer normalen Birke zu tun hat. Bei dem Benjamini ist das extrem, er wirft bei Zugluft die Blätter ab. Und das manchmal sogar schon, wenn man sie im Haus in ein anderes Zimmer stellt oder nur mal umdreht.
Ein zweiter Effekt ist daß manche Pflanzen empfindlich darauf reagieren, wenn sie von drinnen nach draußen gestellt werden. War Ihre Birke also vorrher in einem Gewächshaus, hat sie vielleicht einen Sonnenbrand bekommen – ja, sowas gibt’s auch bei Pflanzen!
Aber normale Birken (Betula) sind außerordentlich zäh und werden das überleben. Dass das Einrollen der Blätter jedoch erst nach 3 Tagen aufgetreten ist, ist etwas seltsam. Es könnte also auch an der Erde liegen. Falls Sie handelsübliche Blumenerde benutzt haben, tauschen Sie sie mit ganz normalem Boden von draußen aus.
Denn Birken sind sehr genügsam (extrem genügsam, denn es sind Pionierpflanzen, die als erste auf Schutthalden und Brachland zu sehen sind) und wenn diese noch sehr klein sind, kann man sie sehr schnell durch Überdüngung töten.
Falls Sie gar nicht umgetopft oder eingepflanzt haben entfällt diese Möglichkeit natürlich, so dass Variante 1 zutreffen müsste, Zugluft also. Zu viel Wasser gibt es übrigens für eine Birke nicht – die Dinger wachsen üppigst in Mooren und matschigen Auen.
„Zu trocken“ ist ebenfalls eine gewagte Aussage Ihrer Gärtner, denn damit kommt eine Birke ebenfalls gut klar. Im Frühjahr können Sie sogar größere Birken anzapfen und literweise Birkensaft trinken… und Sie hatten ja nachweislich gegossen, also fällt „zu trocken“ sowieso kategorisch aus. Innerhalb von 3 Tagen kann keine Birke verdursten!
Aber sollte Ihr Birken-Patient dennoch das Zeitliche segnen (was höchst unwahrscheinlich ist), schauen Sie sich einfach mal in Ihrer Gegend um! Ihre lange Suche war unnötig, denn auf jeder zweiten Schutthalde, an jeder fünften Straßenecke und in jeder zehnten Dachrinne wächst eine winzige Birke – die gibt’s überall völlig gratis.