Winterzeit ist Bastelzeit. Doch unter das Stichwort Basteln fällt auch das Reparieren und Pflegen von Gartenwerkzeugen.
In diesem Artikel geht es um gleich zwei geniale Sachen. Erstens eine antike Buchs- oder Rasenkantenschere und zweitens das Entrosten wie von Zauberhand.
Wie nicht anders von uns zu erwarten, hier mal wieder eine Hymne auf historische Gartenwerkzeuge. Sie sind meist unkaputtbar oder mit einfachsten Mitteln reparabel. Darüber hinaus funktionieren sie immer, was man von modernen Gartengeräten oft nicht sagen kann. Deshalb präsentieren wir hier unser neuestes Fundstück vom Flohmarkt und erklären dessen unschlagbare Vorzüge.
Metallene Gartenwerkzeuge reparieren und pflegen
Die Buchsschere im Foto ist für den Einsatz über hunderte von Jahren konzipiert. Sie besteht aus robustem Federstahl und freut sich genau so sehr wie wir wieder reaktiviert zu werden. Doch wir haben in der Überschrift ein bisschen geflunkert; sie braucht überhaupt keine Reparatur! Denn dieses ominöse Gartengerät ist absolut stumpf und schneidet trotzdem Papier. Das einzige was wir tun werden, ist sie zu entrosten, damit wir keine schmutzigen Finger bekommen. Ansonsten bräuchte dieses geniale Werkzeug gar keine Behandlung, um perfekte Arbeit abzuliefern. Also erklären wir zunächst einmal die Konstruktionsweise, damit auch Sie beim nächsten Flohmarktbesuch nicht verpassen einen lebenslangen Begleiter für 8 Euro zu schießen.
Buchsschere, Grasschere, Schafsschere- das erstaunliche Funktionsprinzip
Der grundsätzliche Aufbau dieser Gartenschere sollte aus den Fotos deutlich werden. Was man aber nicht sofort sieht, ist dass der Federstahl sozusagen übereinandergeklemmt ist. Die Schneiden sind minimal zueinander gebogen, so dass der Druck an jedem Punkt der Schnittfläche gleich stark ist, wenn man sie zusammendrückt. Dadurch werden biegsame Materialien abgeschert, statt abgeschnitten. Eine solche Schere zu schärfen ist also völlig unnötig, denn sie tut es von alleine. Mit jedem Schnitt reiben die Scher-Flächen übereinander und sorgen so für ewige Funktionstüchtigkeit. Das ist die verblüffend einfache Lösung, warum auch stumpfe Gegenstände schneiden können.
Gartenwerkzeuge entrosten. Sehr bequem mit Batterien und Haushaltsmitteln
Die nächste geniale „Lösung“ besteht tatsächlich aus einer Lösung. Nämlich Wasser und einem basischen Elektrolyt. Das hört sich furchtbar kompliziert an, ist es aber nicht, denn das Elektrolyt sorgt nur dafür, dass das Wasser leitfähig wird. Man mischt einfach etwas Backpulver oder Kaisernatron in einen Eimer Wasser und hat schon sein Entrostungsbad. Handelsüblicher Abflussreiniger (Natriumhydroxid) geht auch, ist aber nicht ganz ungefährlich, weil es ätzend ist. Nun brauchen wir noch irgend etwas aus Edelstahl (bestes Material dafür) und eine 9 Volt Batterie. Bis auf die nötigen Kabel gibt es das alles in jedem größeren Discounter. Und haben wir keine Lust alte Elektrogeräte dafür auszuweiden, machen wir uns einfach welche aus Alu-Folie. Bleibt noch der Edelstahl, der sich in jeder Küchenschublade findet. Oder in Papis Schraubensortiment.
Elektro-Entrosten. Nicht nur für Gartengeräte
Die Methode ist einfach und angenehm und kann auf allerlei andere Eisenobjekte angewendet werden. So müssen alte Sensen, Sicheln, Rechen usw. auch nicht der Vernichtung anheim fallen. Doch damit nun zu dem, worauf es ankommt: Wichtig ist, dass das zu entrostende Objekt an den schwarzen Minuspol angeschlossen wird, während der Edelstahl (oder eine anderes edleres Metall) an den roten Pluspol kommt. So ist gewährleistet, dass der Strom in die richtige Richtung fließt und den Rost auch löst. Plus und Minus sind auf einem handelsüblichen 9 Volt E-Block aufgedruckt, so dass es dabei keine Verwechslungsgefahr gibt.
Nachdem wir unser Objekt grob mit einer Stahlbürste o.ä. entrostet haben, können wir unser ‚Elektrolyt‘ anmischen. Dann die Gegenstände verkabeln und uns entspannt zurücklehnen. Statt stundenlang erfolglos Rost abzuschmirgeln, wird der Strom die Arbeit für uns erledigen. Und das geht wie folgt:
Zunächst brauchen wir einen basenfesten, nichtleitenden Behälter. Eine Keramikschale oder Putzeimer dürfte da die richtige Wahl sein. Nun füllen wir Wasser ein, bis unser Rostobjekt vollständig bedeckt wäre. Jetzt mischen wir unser Elektrolyt-Pulver ein. In unserem Fall ist es ein Esslöffel Kaisernatron pro Liter Wasser. Kaisernatron ist nichts anderes als der Grundstoff für Backpulver (Natriumhydrogencarbonat), aber ohne jegliche Zusatzstoffe. Es ist also essbar! Nun verkabeln wir die Batterie mit den beiden Metallstücken.
Zur Wiederholung; Der MINUS-Pol kommt an das zu entrostende Objekt, der PLUS-Pol an den Edelstahl. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass unsere Anschlusskabel nicht, oder kaum im Wasser hängen. Denn je nach dem, was Sie als Metall dafür verwenden, kann es sein, dass es sich ebenfalls auflöst. Ist alles angeschlossen, wird man ziemlich schnell aufsteigende Blasen im Wasser entdecken. Die sollte man über Stunden oder über Nacht blubbern lassen, bis der gewünschte Entrostungszustand erreicht ist. Denn das sind Sauerstoff und Wasserstoff, die sich just dazu bewarben Gärtners Werkzeugpflegearbeit zu übernehmen.
Eiserne Gartenwerkzeuge pflegen
Zwischendurch sollte man das eherne Objekt gelegentlich mal rausnehmen und mit Schleifpapier, Stahlwolle oder einer Drahtbürste drübergehen. Das beschleunigt den Vorgang enorm. Zum Schluss wird die Rasenkantenschere getrocknet und danach noch einmal fein mit Stahlwolle abgerieben. Übertreiben sollte man das nicht, denn durch blanke Metallstellen geht die hübsche Patina verloren. Nun wird das Ganze mit Leinölfirnis eingepinselt. So wird weiterer Rost verhindert, denn Leinölfirnis härtet innerhalb von einem Tag aus und bildet eine korrosionshemmende Schicht. Und genau so können Sie auch mit Ihren anderen metallenen Gartenutensilien verfahren.
Gärtnern bildet- oder etwa nicht?!
Ihre Extraportion ungewöhnlichen Wissens ist das Produkt eines gewöhnlichen Flohmarktfundes. Ein geniales Gartenwerkzeug führt zu zwei genialen Erkenntnissen. Damit sind Sie nun allen anderen voraus, denn der Normalbürger kennt sowas erst gar nicht. Für uns ist es immer wieder ein großer Spaß Zusammenhänge zu erklären, die sich aus vermeintlichen Nischenthemen entwickeln. Dies, und die riesige Liste, die noch kommen wird, auf andere Lebensbereiche zu übertragen, wird Ihre eigene Aufgabe bleiben ;))))