Obstbaumschnitt (Ertragsschnitt)

Reiche Ernte durch Reduktion. Was nützt dem Baum überflüssiges Grünzeug und Früchte, die er nicht versorgen kann? Wie so oft heißt es auch beim Ertragsschnitt: weniger ‚ißt‘ mehr!

Auch der Obstbaumschnitt ist für den Laien kein Hexenwerk, wenn man das Prinzip dahinter verstanden hat. Man kann den Ertrag von Obstbäumen steigern, indem man seine Kraft auf die Früchte konzentriert. Das heißt auf weniger Äste!

Der Schnitt beeinflusst also Anzahl, Qualität und späteres Gesamtgewicht der Früchte. Dabei entscheidet nicht so sehr die Obstbaumart, sondern seine individuelle Wuchsform. Mit dem folgenden Wissen können Sie also grundsätzlich die meisten Obstbäume schneiden.

Im zeitigen Frühjahr werden Apfelbäume geschnitten. Viele andere Obstbäume ebenfalls, aber es gibt auch einige Ausnahmen. Hier der Zustand, wie dieser alte Apfelbaum vor dem Schnitt aussah - er ist voller Wassertriebe, die keine Blüten oder Früchte produzieren
Schnitt eines Apfelbaums im Frühjahr

Beispielsweise versorgen durchschnittlich 7-9 Blätter einen guten Apfel, wenn sie ständig dem Licht ausgesetzt sind. Neue Grüntriebe jedoch verplempern die Wuchskraft der Früchte. Ebenfalls beschatten sie sich selbst und sind deshalb sowieso nur unnützes Beiwerk. Darüber hinaus bilden die Neutriebe bei den meisten Obstbäumen keine Blüten und deshalb auch keine Früchte. Deshalb nennt man sie auch „Wasserträger“ oder „Wasserschösser“ oder „Geiltriebe“. Generell sind diese Geiltriebe für einen höheren Ernteerfolg vor der Wachstumsperiode abzuschneiden. Das heißt also im Winter oder Vorfrühling. Man erkennt sie sehr leicht daran, dass sie kerzengerade in die Höhe wachsen und meistens auch eine glattere Rindenoberfläche haben.

Beim Ertragsschnitt werden diese Wasserträger abgeschnitten, lediglich ein paar davon kann man übrig lassen, damit diese ihrerseits im nächsten Jahr Blühholz bilden. Ansonsten wird der Baum so ausgelichtet, dass mit einiger Sicherheit jedes bald wachsende Blatt auch ausreichend Licht bekommen wird. Dicke Äste aus dem Inneren zu entfernen gehört dazu. Dabei bleibt der Schnitt, auch größerer Wunden offen und wird nicht mit Baumwachs abgedeckt. So kann die Schnittfläche abtrocknen und Fäulnis darunter vermieden werden. Das Gesamtbild des Baumes sollte eine symmetrische Schirm- oder Dreiecksform ergeben, so dass möglichst viel Licht auch ins Innere des Geästes dringt.

Der Apfelbaum nach dem Schnitt. Trotz des schlechten Fotos hoffentlich zu erkennen; fast alle Wassertriebe wurden entfernt. Nur wenige wurden stehen gelassen, damit sie im nachsten Jahr Früchte tragen können.
Ein alter Apfelbaum nach dem Schnitt
Ein Obstbaum, nicht nur Apfelbäume, werden so geschnitten, daß überall Licht hinkommt. Deshalb wird im Inneren des Baums auch nur das stehen gelassen, was noch ausreichend Sonne abbekommt
Das Innere des Apfelbaums nach dem Schnitt

Totes oder angefaultes Holz ist immer zu entfernen, damit sich dort keine Krankheiten festsetzen können. Ein netter Gärtnerspruch besagt, dass man einen Hut durch einen Obstbaum werfen können muss, ohne dass er irgendwo hängen bleibt. Das Wichtigste beim Ertragsschnitt ist also die nichtblühenden Triebe zu entfernen und dafür zu sorgen, dass die blühenden ausreichend Licht bekommen. Wenn man dieses System verstanden hat, erklärt sich einiges von selber.

Wer also Blühholz von Grüntrieben unterscheiden kann, hat schon mal die wichtigste Kenntnis, um sich an den Obstbaumschnitt zu wagen. Und wie im obigen Gärtnerspruch schon erwähnt, braucht man dabei nicht allzu zimperlich sein.

Deshalb noch die Anmerkung: Der abgebildete Apfelbaum ist nach dem Schnitt sehr viel „lichter“, als es auf den Fotos den Anschein hat. Denn durch die Kameraposition überlagern sich die Äste. Darüber hinaus ist dieser Baum jedoch ein gutes Beispiel für einen vernachlässigten Obstbaum, der vorher noch nie korrekt geschnitten wurde. Das könnte nun anders werden, denn das Grundgerüst für einen kontinuierlichen Schnitt ist nun angelegt.

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