Ob Nutzgarten oder Zimmerpflanze- sämtliche Blümchen brauchen Nährstoffe. Eine Anleitung zum richtigen Düngerkauf und eine Warnung vor überzogenen Preisen.
Jede Pflanze muss für ein üppiges Wachstum gedüngt werden, wenn sie nicht auf natürliche Weise an neue Nährstoffe kommt. In Ziergärten wird aber das Laub weggerecht, der Rasenschnitt entsorgt und abgeschnittenes Gehölz bleibt nicht liegen und kann verrotten. Zimmerpflanzen hingegen kommen an keinerlei neue Nährstoffe, weil sie völlig isoliert in Wohnungen stehen. Und das ist ein riesiges Geschäft für Düngemittelhersteller… respektive für diejenigen, die billigste Düngemittel aufkaufen, umverpacken und zu einem vielfachen Preis anbieten. Man muss sich aber nicht berumsen lassen, wenn man ein bisschen Hintergrundwissen hat.
Woraus besteht Dünger überhaupt?
Die Hauptbestandteile sind immer die chemischen Elemente NPK. Das bedeutet Stickstoff (N), Phosphor (P), und Kalium (K). Dazu kommen in geringen Mengen noch weitere Zusätze oder Spurenelemente wie Magnesium, Bor, Mangan, Eisen, usw. Dabei ist der Stickstoff für das Wachstum der Grüntriebe zuständig, der Phosphor für die Blühkraft und das Kalium für die Entwicklung der Wurzel.
Jede Pflanzenart benötigt ein unterschiedliches Mischungsverhältnis dieser NPK-Anteile für optimales Wachstum. Denn nicht umgesetzte Nährstoffe können den Boden auf Dauer auch verseuchen. Das geht aber auch sofort, das nennt man dann Überdüngung, was wohl auch die effektivste Methode ist um eine Pflanze zu vernichten. Verteilen Sie mal 10 Körner Blaukorn auf 10×10 Zentimetern Ihres Rasens und gießen Sie es ein- am nächsten Tag hat diese Stelle das Zeitliche gesegnet.
Wichtig ist jedoch zu wissen, was zum Beispiel die Angabe 16-5-9 (+2) bedeutet. Es ist der Prozentanteil der N-P-K Bestandteile, während die letzte Ziffer (+2) den Magnesiumzusatz bestimmt. Und genau damit kann man auch feststellen, ob ein Hersteller einfach die Wirkstoffkonzentration halbiert hat, aber den gleichen Preis anderer Hersteller verlangt. Das nennt man dann Beschiss.
Was ist der Unterschied zwischen Kunstdünger, organischem Dünger?
Dem aufmerksamen Leser wird wohl aufgefallen sein, dass die oben genannten Bestandteile alles reine Elemente sind (oder deren Oxide). Es macht also keinen Unterschied, ob diese Nährstoffe in der Fabrik erzeugt, oder als Guano von einem Pinguin ausgekackt wurden. Der einzige wirkliche Unterschied, ist dass organischer Dünger penetrant stinkt. Und man wohl das Werbeversprechen sauberer Klippen auf Feuerland vergessen darf, da sich auch industrielle Fischabfälle, mit Schwefelsäure behandelt, zu einem ähnlichen Zeugs verarbeiten lassen. Sogenannter Fisch- oder Herings-Guano.
Was ist Bio-Dünger?
Ein solches, kaufbares Produkt gibt es unserer Meinung überhaupt nicht!
Der einzige wirkliche Bio-Dünger der existiert, ist selbstgemachter Kompost. Denn nur er wurde nicht über tausende Kilometer transportiert, und nur hier kann man sicher sein, dass kein Seevogel oder Pinguin die aufgefressenen Plastikschnipsel mit Weichmachern und Hormonsubstituten in den vermeintlichen Bio-Dünger gekackt hat.
Als Beispiel nennen wir mal das Wort „Mutterboden“ aus dem Baustoffhandel. Das klingt genau so toll, sauber und total fruchtbar… haben Sie aber selbst mal welchen verwendet wissen Sie, daß er oft erbärmlich nach Schweinestall stinkt und man alles darin findet, was in die Restmülltone kommt. Das Highlight aus eigener gärtnerischer Erfahrung ist eine Spritze mit Nadel! Natürlich ist die Darstellungsweise in Bezug auf Dünger übertrieben, sie richtet sich lediglich gegen unhaltbare Werbeversprechen, auf die Sie ab jetzt nicht mehr hereinfallen müssen.
Dünger mit Langzeitwirkung (meist 100 Tage)
Sie enthalten unter Anderem Formaldehyd-Harnstoff. Einen sogenannten Bio-Dünger mit 100-Tagewirkung kann es also schon mal nicht geben. Dennoch ist diese Substanz völlig harmlos, denn sowohl Fisch als auch viele gesunde Obst- und Gemüsesorten wie Blumenkohl, Äpfel und Tomaten enthalten natürliches Formaldehyd- was selbstverständlich nicht bedeutet, dass es „unnatürliches“ Formaldehyd geben würde, sondern nur künstlich erzeugtes. Dieser Formaldehyd-Harnstoff hat den Zweck die Möglichkeit der Überdüngung zu mindern, da er die Nährstoffabgabe auf bis zu 100 Tage verzögert. Und damit sind wir bei den Düngestäbchen, die wir für eine tolle Erfindung für Kleinanwender halten.
Düngestäbchen, Fluch oder Segen?
Eine aktuelle Anfrage war überhaupt der Grund für diese ausgiebige Erklärung. Denn es muss nicht unbedingt sein, dass jemand den achtfachen Preis, plus Versandkosten, verpulvert, weil er subtiler Verkaufsrhetorik aufgesessen ist. Was namhafte Marken (nach Verdünnung auf die Hälfte der Wirkstoffe) in Geschäften oder dem Internet verkaufen gibt es in großen Discountern für ein Achtel des Preises. Sprich für 1,09 Euro für 40 Düngestäbchen bester Qualität. Und solche Supermarktketten machen sicher auch noch genügend Gewinn, sonst würde sie ihre Düngestäbchen nicht anbieten.
Zur Wiederholung also noch mal die Vorteile von Düngestäbchen:
Man kann nicht überdüngen, man muss nicht jede Woche düngen und es ist extrem billig. 25 Tomatenpflanzen (die Summe der erwähnten Anfrage) mit optimaler Nährstoffversorgung über 2x 100 Tage zu bringen kostete nur 6,81 Euro…. Bei so manch anderem Markenhersteller wären es 55 Euro, wofür man 30 Kilo Tomaten auch irgendwo anders kaufen kann.
Und zur Wiederholung noch mal etwas zu den Prozentangaben der Dünger (16-5-9 (+2)):
Aus den Verhältnissen kann man abschätzen, ob die verschiedenen Anteile überhaupt für die Pflanze geeignet sind. Denn bei einer Freiland-Düngung im Herbst sollte nur noch wenig Stickstoff enthalten sein, da neue, zarte Grüntriebe im Winter abfrieren werden. Es ist also wenig, oder gar kein Stickstoff angebracht, dafür aber mehr Kalium zur Stärkung der Wurzel.