Basteln mit Naturmaterialien ist eine nette Angelegenheit. Noch mehr Spass macht es, wenn man das Ergebnis auch gebrauchen kann. Diesmal gibt es hier eine simple Anleitung für Schreibfedern aus Bambus.
Man kann allerlei Schreibfedern aus Metall für teuer Geld kaufen. Wer dies mal getan hat, wird möglicherweise festgestellt haben, dass es viele verschiedene Federspitzen gibt, die jedoch leider nicht immer zu der eigenen Hand passen. Der Winkel stimmt nicht, die Schräge der Federspitze trifft nicht richtig auf’s Papier. Und die Metallfedern so zu feilen, dass auch Linkshänder ihren Spass dran haben traut man sich meistens nicht.
Also warum nicht aus billigstem Material selber machen? Bambus ist zwar nicht so haltbar, aber in Rekordzeit selbst hergestellt.
Eine Bambus Schreibfeder- extrem billig und individuell
Seit vielen Jahrhunderten werden Schreibfedern aus Naturmaterialien gemacht. Aus Schilf, aus Gänsekielen oder auch Bambus. Warum sollten wir das nicht auch tun, wenn es die Chinesen damit zur hohen Kunst der Kalligrafie gebracht haben?
Und warum sollten wir vorgefertigte Federn kaufen, wenn wir unsere Handhaltung an diese anpassen müssen, statt umgekehrt? Bambus ist billig und wir können jederzeit die persönliche Schreibfeder ändern oder komplett neu machen, wenn man weiß wie das Prinzip funktioniert.
Schreibfeder selbstgemacht. Das Prinzip
Es ist völlig egal, welchen Durchmesser Ihr Bambusrohr für diese Bastelarbeit hat. Deshalb erklären wir erst mal die grundsätzliche Funktionsweise: Eine Schreifeder braucht eine Art Tintenresevoir, damit sie so lange wie möglich schreiben kann, ohne wieder ins Tuschefass getaucht zu werden. Und sie braucht eine Art Leitung, damit die Tusche überhaupt zur Spitze fließt. Die klassische Variante ist also, dass ein Rohr (egal aus welchem Material) gespalten wird, damit die Kapillarkräfte die Tinte zur Spitze transportieren. Am Anfang des Spaltes gibt es ein winziges Loch, das diese Tinte aufnehmen kann. Dieses Prinzip lässt sich aber noch deutlich verbessern.
Es macht keinen Unterschied, ob man ein dünnes Bambusrohr schräg absägt und dort eine Federspitze erzeugt. Man kann nämlich auch dicke Bambusrohre nehmen und deren gespaltene Segmente übereinander kleben. Das dient dann nur der Optik und dem Fingergefühl. Wir nehmen aber zur Beschreibung diese Variante, weil sie eine zusätzliche Erkenntnis birgt. Nämlich, dass sich Bambus perfekt spalten lässt. Und mit diesem Wissen kann man noch viel mehr herstellen, als wir es hier deutlich machen können.
Schreibfeder basteln. Die konkreten Arbeitsschritte
Zunächst nehmen wir unser Bambusrohr, sowie ein scharfes Messer oder Cutter. Dieses setzen wir vertikal an und schlagen die Klinge mit einem Hammer o.ä. nach unten. Das machen wir ein zweites Mal, so dass ein flaches Stäbchen von etwa 1,5cm Breite entsteht. Erst jetzt sägen wir das Ganze am Wachstumsring des Bambusrohres ab. Ergebnis ist ein einzelnes Bambuselement von etwa 20cm. Dieses Teil wird nun mit einem Cutter rechts und links zugespitzt. Wichtiger ist nun jedoch der nächste Arbeitsschritt, der den Bambusrohling auch mittig verjüngt. Und zwar so, dass die Spitze minimal elastisch wird… also im wahrsten Sinne des Wortes federt! Das Ende der Spitze wird rechtwinklig abgeschnitten oder abgefeilt.
Jetzt ist es an der Zeit das Loch in der Feder zu bohren. 1 bis 1,5 mm sind angemessen, damit die Kapillarkräfte nicht abreißen und sich das Loch auch richtig mit Tinte füllt. Das Loch hat aber noch eine anderen Sinn- es sorgt dafür, dass der Spalt nur nach unten ausreißt. Denn wenn man nun eine Klinge ansetzt und draufschlägt trennt sich der Spalt nur zur Spitze hin.
Weitere Optimierung
Aber nun machen wir etwas, was bisher unbekannt war. Wir sorgen für noch mehr Tintenreservoir, indem wir den Spalt auf der Unterseite auskehlen. Das geht relativ einfach mit dem Cutter, dessen Spitze man mehrmals quer durch den Spalt zieht. Der Effekt ist, dass diese dreieckige Aussparung noch mehr Tusche hängen bleibt und die Feder noch länger schreiben kann.
Die Fotos von ganz oben zeigen die Ergebnisse. Nummer eins ist ein komplettes Bambusrohr, wie es als Stütze in allerlei Blumentöpfen steht. Nummer zwei eine Variante, in der mehrere Bambusschichten übereinander geklebt wurden und Nummer drei ist die simple Version, die im Prinzip nur aus einem Bambus-Spatel besteht. Was alle gemeinsam haben; Die Spitze. Nur darauf kommt es an und Sie wissen das nun auch.