Rosen schneiden – Richtungsschnitt

Schau‘ mir in die Augen, Kleines… eine Schnitt-für-Schnitt Erklärung für die Edelrose.

Für den Richtungsschnit bei Rosen muß man die Rosen-Augen erkennen können. An grünen Stengeln leicht ersichtlich, bei älteren wird's schwieriger.
Rosenauge für den Rosen  Richtungsschnit

In vielen Büchern und Webseiten steht, man solle die Rosen im Spätherbst bis zu einem bestimmten Auge herunterschneiden … tja- was ist denn überhaupt ein Auge?
Genau das werden wir in diesem Artikel klären und auch aufzeigen, dass diese Regel zwar richtig, aber nicht immer einhaltbar ist.

Jede Rose ist individuell und keinesfalls ein immergleiches Standardgewächs. Auch die Aussage im Spätherbst ist nicht ganz korrekt – denn eine Rose kann bis in den Winter blühen, solange der Frost nicht die Neutriebe zerstört. „Nach dem Ende der Vegetationsphase“ wäre besser ausgedrückt. Wir werden es aber trotzdem als Herbstschnitt bezeichnen. Doch bevor es an der Zeit ist diesen Herbstschnitt zu erklären, sollten Sie wissen, wo Sie überhaupt schneiden sollen!

Rosen-Augen identifizieren zu können ist wichtig für den Rosen-Richtungsschnitt. Ein zweites Beispiel.
Rosen-Auge bei einer verholzten Rose

Wie so ein Auge aussehen kann, zeigen die Fotos. Sie sind meistens recht einfach zu identifizieren. Und nur an solchen Stellen hat die Rose die Fähigkeit Seitentriebe zu bilden. Wie unschwer zu erkennen ist, ähnelt so ein Rosenauge ein bisschen einem Mund mit rausgestreckter Zunge. Über der „Unterlippe“ befindet sich ein kleiner Punkt, der exakt den Ursprung eines möglichen neuen Triebes markiert. Das ist deshalb wichtig zu wissen, weil das auch genau die Richtung ist, in die dieser Trieb wachsen wird! Und das bedeutet, dass man durch den Schnitt am richtigen Auge die Form der Rose bestimmen kann – dieser Trieb wächst nämlich nach dem Schnitt genau in die Richtung, in die er zeigt!

Die Augen an einem Rosenstengel sind jedoch gegeneinander verdreht und zeigen in viele Richtungen. Die Angabe, man schneide Rosen über dem vierten oder fünften Auge ist also auch nicht ganz richtig und höchstens eine grobe Grundregel. Denn ob das vierte oder fünfte Auge nach außen zeigt, ist sehr fraglich. Das Ziel des Rosenschnittes ist es nämlich die gesamte Pflanze in eine waagerechte Schirmform zu schneiden, sodass das Innere hell und luftig wird. Es dürfen also keine Stengel so geschnitten werden, dass die neuen Triebe nach innen wachsen. (siehe Artikel Saftwaage !)

Alte, verholzte Rose mit mehreren Rosenaugen. Am Stengel rechts befinden sich 4 Rosenaugen, einen sieht man nicht, weil er auf der Rückseite liegt.
Verholzte Rose, mit 4 Rosenaugen auf 10cm

Rosen sind von individuellem Wuchs, das macht das nebenstehende Foto deutlich. Bei dieser alten Rose hat der Stengel am rechten Bildrand bereits vier Augen in weniger als 10 Zentimetern Höhe (das vierte auf der Rückseite sieht man nicht). Bei den anderen Stengeln ist es total unterschiedlich, sodass es völlig unmöglich ist an der gleichen Anzahl der Augen abzuschneiden, ohne Knörzchen und Tentakel zu hinterlassen.

Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie das Prinzip der Saftwaage und den hier beschriebenen Richtungsschnitt verstanden haben, sagt ihnen jede Rose von selbst wo sie geschnitten werden will. Also schauen Sie sich ihre Rosen genau an und trauen Sie sich einfach!

Gartentipp: Es gibt auch noch „schlafende Augen“, die nicht erkennbar sind. Diese sind meistens ganz unten an der Basis der Pflanze und treiben erst aus, wenn die Rose radikalst, fast auf Bodenniveau geschnitten wird— dazu gibt es aber keinerlei Veranlassung.

Zur Ergänzung: Es gibt zwei wichtige Zeitpunkte für den Rosenschnitt. Das Frühjahr und der späte Herbst. In der ganzen Wachstumsphase dazwischen, erfolgt der kontinuierliche Sommerschnitt, der nicht minder bedeutend ist! (Rosen – dauerhafter Pflegeschnitt im Sommer)

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