Silphium existiert noch … die Quellenlage
Bisher suchte die Wissenschaft vergeblich eine seit 2.000 Jahren ausgestorbene Superpflanze. Als würziges Gemüse und Universalheilmittel mit etlichen medizinischen Wirkungen wurde Silphium mit Silber aufgewogen. Bei Griechen und Römern war es hoch geschätzt, Kaiser Nero soll den letzten Stengel davon bekommen haben.
Es handelt sich dabei um ein Gewächs mit verblüffenden Eigenschaften, die völlig teilweise völlig unglaubwürdig klingen. So soll das Silphium nicht nur eine Delikatesse, sondern gleichzeitig Aphrodisiakum UND Abtreibungsmittel gewesen sein. Schon das ist eine Aussage, die man eher im Reich der Märchen ansiedeln würde. Bevor wir jedoch zu weiteren seltsamen Eigenschaften dieser Pflanze kommen, zunächst ein kurzer Überblick über die historische Quellenlage.
Die Herkunft der Superpflanze Silphium
Das ausschließliche Verbreitungsgebiet soll sich in der Kyrenaika befunden haben. Dies ist eine Region im östlichen Libyen und wurde nach der damaligen Hauptstadt Cyrene benannt. Hier soll die Pflanze erstmals um das Jahr 630 vor Christus, nach einer Zeit mit schwarzem Regen aufgetreten sein. Am häufigsten sei sie von Berenice (heute Benghasi) bis zur großen Syrte zu finden gewesen, berichtet nicht nur Theophrast.
Diese Region umfasst weiträumig den Jebel Al Akhdar*, eine gebirgige Gegend, die bis zu 880 Meter hoch ist. Warum das überhaupt relevant ist, erzähle ich Ihnen später.
Bis zu seinem Aussterben, etwa um das Jahr 60 n.Chr. durch Übernutzung und Überweidung war das Silphium Hauptexportartikel der Kyrenaika. Die Hauptstadt Kyrene gründete ihren Reichtum darauf.
* Übersetzung: Grüne Berge
Gesicherte schriftliche Quellen
Berühmte antike Ärzte und Chronisten beschrieben die Pflanze eingehend und zählten noch viele weitere Merkmale auf. Die wichtigsten Beschreibungen lieferten die folgenden Historiker:
Hippokrates, 460 – 370 v.Chr., im Corpus Hippokraticum.
Theophrast, 371 – 287 v.Chr., Historia Plantarum.
Strabon, 63 v.Chr. – 23 n.Chr., Geographika.
Plinius der Ältere, 23 n.Chr – 79 n.Chr., Naturalis Historia.
Dioskurides, vermutlich 40 n.Chr. geboren, De Materia Medica.
Die meisten ihrer Angaben stimmen überein, einige wenige sind jedoch widersprüchlich. Das mag daran liegen, daß die später geborenen Autoren nie selbst eine lebende Silphiumpflanze gesehen haben, weil sie bereits ausgestorben war. Die früheren möglicherweise auch nicht, da das Silphium aus Nordafrika importiert wurde. Denn die nutzbaren Teile wie Wurzel, Wurzelsaft, Stengel, Blätter und Samen wurden vermutlich niemals in einem Stück nach Rom verschifft. Sie waren bereits verarbeitet, konserviert oder je nach Pflanzenteil gebündelt und sortiert. Es ist von keinem der o.g. Historiker bekannt, selbst nach Kyrene oder Umgebung gereist zu sein.
Darüber hinaus wundern sich Autoren oder Übersetzer teilweise selbst über die Angaben, versuchen sie jedoch so wiedergeben, wie sie sie gehört haben. Der erste Chronist, der leider nur das Verbreitungsgebiet des Silphiums erwähnt, ist Herodot (ca. 485 – 425 v.Chr.). Der letzte ist Pausanias, der jedoch erst im Jahre 115 n.Chr. geboren wurde und somit definitv nur aus Erzählungen berichten konnte. Allein die Summe der Schreiber, Ärzte und Chronisten ist jedoch ein klarer Hinweis darauf, daß das Wunderkraut Silphium tatsächlich existiert hat.
So weit, so gut. Bis hier hin haben wir die die Authentizität der Berichte geklärt. Es wird aber noch viel interessanter – denn das Silphium soll unglaublich viele Anwendungen gehabt haben. Wir werden sie nun alle herausarbeiten und auch beweisen.
Nicht nur ich habe Silphium schon gegessen. Es existiert noch und nennt sich Angelica Archangelica. Oder auf Deutsch einfach: Engelwurz !
Kapitelübersicht:
1.0 Die Silphium-Sensation … das wiederentdeckte Wunderkraut
1.1 Botanische Eigenschaften des Silphiums laut historischen Texten
1.2 Medizinische Wirkungen des Silphiums laut historischen Texten
2.0 Silphium ist Engelwurz – Details der Münzdarstellungen
2.1 Botanische Übereinstimmungen mit Engelwurz
2.2 Engelwurz als Nahrungsmittel und Parfüm
2.3 Medizinische Wirkungen von Engelwurz
3.0 Widersprüche und weitere Erklärungen