Viele Leute haben uns schon gefragt, was aus der Lieblingsnutzpflanze der Deutschen im Winter wird. Der hochgeschätzten Tomate, die auch Paradeiser genannt wird.
Wir fragten uns daraufhin, ob Tomaten wirklich einjährig sind und machten einen Test. Das Ergebnis ist nicht das Erwartete, sondern das Gegenteil. Wir nennen es mal Sofa-Seeding oder die Erfindung der Wintertomate.
Offensichtlich sind Tomaten nicht einjährig, denn an Gärtners Küchenfenster gedeihen 2 Exemplare, die bereits ein volles Jahr weit überschritten haben. Der Clou: zum Zeitpunkt dieses Artikels (im Februar) sind immer noch reife Tomaten dran !
Die üppige Ernte kurz vor Weihnachten ist natürlich längst geschehen. Denn man muss diese Tomaten ja auch mal essen, bevor sie matschig werden. Zu diesem Zwecke haben wir extra mal die Datumsanzeige in der Kamera eingeschaltet. Hiermit sei also zunächst bewiesen- Tomaten sind mehrjährig. Sie eignen sich lediglich nicht dazu im Winter draußen, im Freiland zu stehen!
Nun noch kurz zu ihrem Verhalten. Wenn die Tage kürzer und die Lichtmenge geringer wird, bleichen die Blätter leicht aus. Einige werden trocken und fallen ab. Das satte Grün vom Sommer ist also verschwunden, sämtliche Tomaten die dran waren, wurden aber reif.
Ab etwa Oktober oder November gibt es kaum noch neue Blüten. Oft werden trotzdem kleine Ansätze gebildet, diese werden dann aber meist gelb und vertrocknen.
Ab dem 22. Dezember, dem Sonnenwendtag, werden die Tage aber wieder länger und Tomatenpflanzen gehen offensichtlich nicht von ein bisschen Lichtmangel ein. Demnach erzeugt man dadurch nicht nur eine mehrjährige Tomate, sondern viele! Es ist nämlich nichts einfacher als Tomaten per Steckling zu vermehren. Und die (für ein einzelnes Fenster zu langen) Tomatentriebe müssen im Winter sowieso heruntergeschnitten werden.
Alles das, was wir abgeschnitten haben, könnte sofort in feuchte Erde gestopft werden und wächst zuverlässig an. Ein Wasserglas tut’s erst mal auch und in Rekordzeit bildet jeder Trieb neue Wurzeln.
Es scheint also überhaupt nicht nötig winzige Tomatenpflänzchen aus Saatgut zu ziehen. Stattdessen schneidet man die alte Tomatenpflanze im Winter runter und hat sofort große Pflanzen. Erste Ernte im April? Das wird aber erst das Folgeexperiment zeigen.
Und genau so war’s !
Inzwischen sind mehrere Jahre vergangen. Und es gab tatsächlich die ersten reifen Tomaten im April. Die Tomatenpflanze am Badezimmerfenster hat volle 4 Jahre durchgehalten.
Und nun noch ein Kommentar zum Abschneiden. Die Tomatenpflanzen, die Sie in den Fotos sehen wurden über’s Jahr immer wieder gestutzt. Wäre das nicht geschehen wären die Triebe locker 4 Meter lang geworden.
Aber was hat das alles mit dem Begriff „Sofa-Seeding“ zu tun? Der Schreiberling dieses Artikels muss jedes Mal schmunzeln, wenn er sich eigene Tomaten auf die Pizza packt. Er residiert in einer winzigen Wohnung ohne Balkon. Und statt sinnlose Zimmerpflanzen abzustauben, isst er auch Radieschen vom Fensterbrett.
In einem folgenden Artikel mehr darüber, wie man sogar die Lichtausbeute im Winter fast verdoppeln kann. Und zwar ohne elektrische Lampen.