Rohe Kräfte am Rhododendron. Beim einem Radikalschnitt ist der Zeitpunkt von höchster Bedeutung.
Der Rhododendron ist ein prachtvolles Gewächs, das seine Blüten bereits im Vorjahr bildet. Er hat keinerlei weiteren Nutzen, außer nett zu blühen.
Nicht nur beim Rhododendron, sondern bei allen Pflanzen, die lediglich hübsch sein sollen, ist deshalb der Zeitpunkt des Schnittes entscheidend.
Grundsätzlich ist die einfachste Faustregel dafür direkt nach der Blüte zu schneiden. Dann haben die Neutriebe den ganzen Rest des Jahres Zeit, um wieder neue Blütenansätze zu bilden. Beim Rhododendron ist das je nach Sorte und Standort etwa Mai bis Anfang Juni der Fall.
Ein Rhododendron muss nur geschnitten werden, wenn er zu groß wird. Ihm selbst ist es egal welche Ausmaße er erreicht, denn er bildet immer neues Grün, an jeder Stelle, die Licht abbekommt. Da der Rhododendron immergrün ist, wird er dadurch immer voluminöser.
Die außenstehenden Blattansätze nehmen dem Inneren des Busches nämlich sämtliches Licht und Neutriebe entstehen nur außerhalb der Schattenzone. Das heißt folglich, dass der Rhododendron im Inneren ratzekahl ist. Dort wächst Nichts!
Diese Eigenart des Rhododendron muss man kennen, um sich überhaupt an einen beherzten Schnitt heranzutrauen. Wer es weiß kann auch folgern, dass überall dort wo wieder Licht hineinkommt auch wieder Neutriebe gebildet werden. Man kann den Rhododendron also ohne das geringste Problem radikal zurückschneiden! Ob er im nächsten Jahr in voller Pracht blühen wird, hängt davon ab wie freundlich ihm das kommende Wetter gesonnen ist. Doch bekennende Gartenfreunde können das Klima ersetzen, in dem sie den Rhododendron immer ausreichend Wasser geben!
Die Fotos zeigen die Ausgangssituation und das Ergebnis. Der Schnitt hätte noch gnadenloser sein können, doch beim Gärtnern ist es nicht schlecht, wenn der Kunde erkennen kann, dass die Pflanze noch lebt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen ist es jedoch recht schwierig wieder eine symmetrische Form herzustellen. Denn die Äste des Rhododendron wachsen im Inneren kreuz und quer, weil sich die äußersten Blätter ausschließlich nach dem Licht richten. Einen Großteil dieser verwinkelten Äste sollte man ebenfalls abschneiden und damit ein luftiges Inneres herstellen. Übrig bleibt natürlich ein trauriges Gerippe, doch das soll den Gartenfreund nicht interessieren. In ein paar Wochen ist der Rhododendron wieder üppig grün und hat die richtige Form, um entweder hübsch zu sein, keine Wege zu versperren oder nicht an Hauswänden zu reiben.
Da die Schnitte nun offen sind, verdunstet auch eine Menge Wasser durch sie. Das ist zwar weniger als durch die abgeschnittene Blattmasse, doch wenn sie dem Rhododendron etwas Gutes tun wollen, gießen Sie ihn ausgiebig, sofort nach dem Schnitt. Wie unschwer auf dem letzten Foto zu erkennen ist, wird er dann schon nach kurzer Zeit wieder neu austreiben.
Natürlich bergen solche „Operationen“ auch ein kleines Risiko. Erfahrungsgemäß werden jedoch 95 % aller so behandelten Rhododendren (ohne jede weitere Pflege!) zu prachtvollen und formschönen Pflanzen. Die restlichen 5 % führen wir auf mangelnden Einsatz des Gartenbesitzers zurück. Auch wenn das blattlose Gehölz für den Laien anfangs ziemlich tot aussieht, darf man es nicht vertrocknen lassen!!!
Beim Rhododendron gilt also auch; … keine Angst vor einem brutalen Schnitt!