Radikaler Rückschnitt eines Walnussbaumes?

Gartenfrage:
Manchmal sehe ich in meiner örtlichen Umgebung Nussbäume, die enorm zurückgeschnitten sind, bis ins dicke Stammholz oberhalb der zweiten o. dritten Astgabel.

Macht das Sinn, mit dieser Schnittmethode den Nussbaum auf Dauer niedriger zu halten? Was ist grundsätzlich davon zu halten, und wie reagiert der Baum darauf?

Gartenantwort:

Walnussbäume müßten eigentlich nicht geschnitten werden. Es sei denn, der Mensch möchte irgend etwas erreichen oder Gefahren vermeiden.
Walnussbäume müßten eigentlich nicht geschnitten werden

Ein Baumschnitt hat immer den Zweck dem Menschen zu dienen. Sei es um bei Obstbäumen eine Ertragssteigerung zu bekommen, sei es anderswo, dass LKWs nicht an der Durchfahrt gehindert werden, sei es, dass ein Baum nicht in Hochspannungsleitungen wächst oder einfach, dass man weniger Schatten haben will.

Und wenn einem der Walnussbaum an sich egal ist, kann man ihn auch radikal darniedersäbeln. Ein größerer Baum wird davon nicht eingehen. Es kann aber auch gelegentlich sein, dass das vielleicht sogar als Konsequenz gewünscht ist!

Wenn Walnussbaumäste einfach nur irgendwo gekappt werden, statt auf kleinere Triebe „umzuleiten“ entstehen auch bei ihm manchmal Besentriebe. Das ist weder hübsch, noch hilfreich, lässt sich aber manchmal nicht vermeiden. Aber bei vielen Schnittmaßnahmen geht es nicht darum, dem Baum zu nützen, Sondern Hab und Gut zu schützen. Oder Gefahren abzuwenden oder, oder, oder.

Die Frage der Sinnhaftigkeit der Radikalmethode ist also nicht zu beantworten, wenn man den Grund der Schnittmaßnahme nicht kennt. Kein Baum „muss“ geschnitten werden, wenn er nicht etwas tut, was der Mensch vermeiden will.

Für einen Baum an sich, ist ein Rückschnitt immer ein Verlust und eine Schwächung. Es ist aber kein Drama, denn ein korrekter Schnitt ist vergleichbar mit einem Sturmschaden, bei dem viele Äste abgebrochen sind.

Ein korrekter Schnitt verringert jedoch die Wundflächen und vermeidet Krankheiten, weil es keine zerborstenen Bruchstellen gibt, an denen sich Wasser sammeln kann. Solche Stellen erzeugen Fäulnis und sind Eingangsportae für allerlei andere Pflanzenkrankheiten, die dann den ganzen Baum befallen können.

In der ersten Instanz quittiert ein Baum (und auch andere Pflanzen) einen Rückschnitt mit verstärktem Austrieb. Je radikaler, desto mehr ist nun die überdimensionierte Wurzel im Vorteil und pumpt die Stummel mit Pflanzensäften voll.

Das heißt, überall wo es geht, entstehen neue Triebe. Manchmal sind das zu viele, die zu dicht stehen und somit erneut Pflanzenkrankheiten anziehen, weil die Blätter nicht abtrocknen können.

In der zweiten Instanz wirken sich regelmäßige Radikalschnitte auf die Lebenszeit des Baumes aus. Sie verkürzt sich deutlich, als wenn man den Baum natürlich wachsen lassen würde. Man sollte also auch hier Maß halten, und wenn es geht nur dann „radikal“ schneiden, wenn es wirklich nötig ist.

Was nötig ist, bestimmen aber im städtischen Umfeld nicht die ausgesprochenen Baumliebhaber, sondern eher Versicherungen und Verkehrsplaner.

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