Im Frühling selbst Pflanzen aus Samen ziehen. Aber wie und womit? Damit das überhaupt was wird gibt es spezielle Anzuchterde aber auch Alternativen. Eine davon ist völlig kostenlos.
Nichts ist lustiger als eine bestimmte Gartenarbeit im Frühjahr. Nämlich selbst zu sehen, wie aus Samen und Kernen neue Pflanzen werden. Aber wie funktioniert das und was muss man beachten?
Die normale Methode um Samen zum Keimen zu bringen ist Anzuchterde zu verwenden. Rechtzeitig vor dem Auspflanzen, das wegen Frostgefahr erst ab Mitte Mai möglich ist, lässt man die Samen Zuhause vorkeimen. Das hat den Zweck, dass man dann schon größere Pflänzchen hat, die einen Wachstumsvorsprung haben, wenn sie nach draußen kommen.
Doch warum benutzt man dazu überhaupt Anzuchterde?
Der Grund für Anzuchterde ist einfach und verbirgt sich in ihren Inhaltsstoffen. Damit Pflanzen wachsen können, brauchen sie Nährstoffe und Spurenelemente im Boden. Ein Pflanzendünger besteht vornehmlich aus NPK. Es sind die chemischen Bezeichnungen für (N) Stickstoff, (P) Phosphor und (K) Kalium. Das sind die
hauptsächlichen Nährstoffe, die eine ‚erwachsene‘ Pflanze braucht, um gut zu gedeihen. Stickstoff bewirkt dabei Grünzuwachs, Phosphor ist wichtig für die Blüte und Kalium ist der Stoff für das Wurzelwachstum.
Ein Keimling jedoch verträgt keine Überdosis an Stickstoff, weil dieser für das Größenwachstum zuständig ist. Wichtig ist zunächst, dass die Sämlinge eine robuste Wurzel entwickeln- denn tun sie das nicht, kann diese Wurzel das bereits gebildete Grün nicht ernähren. Die Folge ist, der Keimling mit dem übermächtigen Grün und der unterentwickelten Wurzel stirbt einfach ab. Ist also zu viel Stickstoff in der Erde, ist das schädlich für den frühen Wachstumsprozess. Ist wenig Stickstoff in der Erde, so zwingt man die Wurzel dazu selbst Nährstoffe zu suchen und damit größer zu werden. Frische, normale Blumenerde, die immer Stickstoff enthält, ist also völlig ungeeignet, um selbst Pflanzen aus Samen zu ziehen. Aber gibt es Alternativen?
Eine Schaufel Dreck tut’s auch
„Natürlich“ gibt es Alternativen, wie das Wort ’natürlich‘ bereits sagt. Denn in der unberührten Natur gibt es keine gedüngten Böden und die Samen keimen trotzdem- oder gerade deswegen! Das bedeutet, dass man sich auch irgendwo aus der Pampa eine Schaufel Erde besorgen kann und hat den gleichen Effekt wie bei Anzuchterde. Das heißt meistens, denn man kann zufälligerweise auch übersäuerten oder zu alkalischen Boden erwischen. Zu 80% sollte das aber klappen.
Alte Blumenerde
Was auch funktioniert ist alte Blumenerde. Denn hier ist der Großteil des Stickstoffs schon verbraucht. Ein bisschen davon sollte aber nicht fehlen, damit der Samen seine eigenen Reserven nicht komplett verschwenden muss. Stickstoff muß rar sein, alle anderen Nährstoffe aber noch vorhanden. Als Faustregel kann man sagen: Je größer der Pflanzensamen, desto länger versorgt er sich selber. Und sicher vergisst man gerne, dass Walnüsse, Avocadokerne oder Kokosnüsse ebenfalls Samen sind. Die brauchen nach der Keimung über Monate überhaupt keine Düngung, es schadet ihnen eher.
Fasriger Abfall
Eine andere Variante ist etwas, das wir auch noch nicht lange kennen. Es sind Kokos-Quelltabletten. Je nach Hersteller ist da überhaupt nichts an Nährstoffen drin, so dass man manchmal aufpassen muss, dass der Keimling zwar zuverlässig aufgeht, aber dann plötzlich verhungert. Dagegen hilft aber eine Gabe an Flüssigdünger, sobald der Keimling schwächelt… oder wieder mal die natürliche Variante; nicht mit Leitungswasser, sondern mit abgestandenem Regenwasser von draußen gießen. Darin sind genügend Nährstoffe gelöst, um den keimenden Samen mit jeder Wassergabe ausreichend zu versorgen. Je schmutziger es ist, desto größer ist die Düngewirkung – oder sagen wir eher ‚Grundversorgungswirkung‘. Denn mehr wollen wir ganz am Anfang nicht.
Vorteil bei diesem neumodischen Zeugs ist dass man die trockenen Tabletten nur in Wasser stellen muss, und es quillt zum Zehnfachen des Volumens auf. Damit bildet sich eine Art Blumentöpfchen, in das man den Samen einfach nur reinstopfen muss. Oder man macht dies vorher, wie wir es getan haben. Auch sehr gut ist,dass das Pikieren entfällt (also gekeimte Pflänzchen aus der Erde in einzelne Töpfe zu verfrachten). Jede ehemalige Kokostablette kann so wie sie ist in größere Töpfe oder direkt in den Garten gepflanzt werden. In der Summe eine sehr gute Idee, die sogar Müll zu neuer Blüte bringt. Optimal für Städter, die weder Schaufel noch Dreck in der Nähe haben