Muschelzypresse 2 – Beweise für Veredelung

Veredelte Pflanzen sind meist nicht ganz so edel wie sie scheinen. Ein Teil von ihnen ist ordinärer Herkunft. Doch dieser meldet sich manchmal unverhofft zurück. Zum Beispiel bei einem zu tiefen Schnitt oder einem an der falschen Stelle.

Eine veredelte Muschelzypresse mit wildem Austrieb.
Wilder Trieb bei einer Muschelzypresse.

Was wir bereits im ersten Artikel über die Muschelzypresse erklärt haben, kann nun endlich auch fotografisch bewiesen werden. Ein zu starker Schnitt bei veredelten Pflanzen kann dazu führen, daß die Unterlage wieder zum Vorschein kommt. Der Begriff „Unterlage“ bezeichnet dabei einen Wurzel- oder Stammabschnitt, auf den ein gezüchteter Trieb aufgesetzt wird.

Oft mit Hilfe von Wachstumshormonen, wird dazu eine wilde und wuchsstarke Pflanze genommen, abgeschnitten und ein edler Trieb daraufgesetzt. Wenn alles gut geht, verwachsen die beiden Teile miteinander, so daß der veredelte Teil eine optimale Nährstoffversorgung durch die robustere „Unterlage“ hat.

Sinn des Ganzen ist, zum Beispiel eine wohlschmeckende Obstsorte problemlos vermehren zu können und eher eine Ernte zu bekommen. Oder etwa eine hübsche Rosenzüchtung oder bizarre Wuchsform reproduzieren zu können. Die Muschelzypresse ist so ein Fall, wie die folgenden Bilder eindrucksvoll beweisen.

Wilder Treib einer Muschelzypresse in der Nahaufnahme.
Wilder Trieb in der Nahaufnahme.

Deutlich ist auf den Fotos zu sehen, daß einige Blätter, respektive Nadeln, völlig anders aussehen, als die anderen. Völlig unspektakulär ragen sie aus der Basis der Muschelzypresse heraus, sind aber mit ihr verwachsen.

Selbstverständlich sind sie das, denn die Unterlage ist wahrscheinlich eine ganz normale Thuja Occidentalis. Die definitive Entscheidung überlassen wir aber lieber einem Botaniker oder den Züchtern der Hinoki-Scheinzypresse (=Muschelzypresse), denn die Unterarten dieser Pflanzengattungen sind extrem schwer auseinanderzuhalten.

Ursprung eines Wildtriebes bei der Muschelzypresse.
Ursprung des Wildtriebes bei der Muschelzypresse.

Tatsächlich ist auf den Fotos sogar noch der Schnitt zu erkennen, der den Wildtrieb der Unterlage verursacht hat. Für uns ein freudiges Ereignis, denn ein geschriebener Text ist keinesfalls so glaubwürdig, wie die vorliegenden Bilder.

Aus diesem Grund haben wir auch bisher nicht erwähnt, daß wir bereits schon mal 2,50 Meter lange Wildtriebe aus einer 4 Meter hohen Muschelzypresse rausgeschnitten haben. Selbige wurde wohl irgendwann mal durch Windbruch beschädigt, denn ein Schnitt war nicht zu erkennen.

Schließlich ist auch das die Lösung des Problems. Wenn so etwas auftritt, einfach die Wildtriebe so tief wie möglich abschneiden. Und das gilt auch für andere veredelte Blatt- und Blühpflanzen, nicht nur für die Muschelzypresse!

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