Multitalent Maulbeerbaum. Sehr beliebt, nicht nur unter (Seiden-) Spinnern, Floristen und Papierherstellern.
Was kann der Maulbeerbaum?
Viel mehr, als in diesen Artikel passt… Morus Nigra, -Alba oder -Rubra ist ein Alleskönner, aber in Deutschland wenig bekannt. Doch er wächst auch hier ohne Probleme und ist abhängig von der Größe voll winterhart.
In Deutschland dürfte der Maulbeerbaum meist nur als Lieblingsfutter des Seidenspinners bekannt sein. Ein vermeintlich exotisches Gewächs am Ende der Seidenstraße.
Doch weit gefehlt, der Maulbeerbaum wurde schon seit 1633 in Brandenburg angebaut, um eine eigene Seidenproduktion in Gang zu bringen. Die Zucht von Seidenspinnerraupen ist jedoch eine Nutzung, die den heutigen Gartenfreund wohl wenig interessiert.
Damit also zu den weiteren Vorzügen des Maulbeerbaums; Die Exemplare, die man auf den Fotos sieht, waren einstmals kleine Stecklinge. Exemplare deshalb, weil hinter dem ersten noch ein anderer steht, der die Bestätigung des Vorderen ist. Das Erstaunliche ist nämlich, dass seitdem erst 6 Jahre vergangen sind!
Diese Prachtexemplare sind inzwischen fast 3 Meter hoch und ihre gefühlte Wachstumsgeschwindigkeit steigt von Jahr zu Jahr. Als Schattenspender sind Maulbeerbäume folglich sehr gut geeignet, denn auch einen beherzten Schnitt vertragen sie ohne zu murren.
Im Gegenteil, das Absägen kompletter Äste ist sogar oftmals nötig. Und zwar um die ‚Wuchergeschwindigkeit‘ nach oben umzuleiten. Denn diese Baumart neigt dazu Verzweigungen, statt einen einzelnen Stamm auszubilden.
Deshalb sollten Verästelungen frühzeitig abgeschnitten werden. Während man das macht, tritt ein milchiger Saft aus der Schnittstelle, der die Wunde schnell wieder verschließt. Dieser Milchsaft soll auch als Heilmittel dienen. Aufgrund fehlender Bestätigung oder eigener Experimente verschweigen wir erst mal wofür und wogegen.
Das Beste sind aber seine Früchte. Nicht nur, dass sie extrem zahlreich sind (unser Fotomodell im Vordergrund dürfte in diesem Jahr etwa 10 Kilo abgeworfen haben), sondern auch weil sie sehr schmackhaft sind.
Sie haben je nach Sorte, schwarz, rot oder weiß ein geringfügig anderes Aroma. Grundsätzlich kann man es als Mischung zwischen Himbeere und Brombeere beschreiben, während der weiße Maulbeerbaum noch eine interessante Geschmacksnuance von Karotte hat… na, wenn das mal nicht auch ein bisschen spinnert ist?! 😉
Saft und Sirup gelten im Orient als allgemeines Stärkungsmittel, als Vitaminbombe und vor Allem als Delikatesse. Das einzige Manko ist, dass die Früchte des Maulbeerbaums nur wenige Tage haltbar sind, denn wenn sie reif vom Baum gefallen sind, werden sie matschig.
Macht nichts, denn man kann sie auch trocknen! Dann verlieren sie zwar ihre Farbe, doch schmecken besser als Rosinen und haben im Gegensatz dazu überhaupt keinen Nachgeschmack.
Doch nun wieder zurück zu unseren deutschen Maulbeerbäumchen in den Fotos. Fast alles ist an ihnen nutzbar. Das Holz gilt als hart und gut polierbar, obwohl das unserer Meinung nach dem schnellen Wachstum widerspricht.
Egal – das haben wir nachgelesen, dann wird es wohl auch stimmen, dass das Holz des Maulbeerbaums nicht nur für den Bau von Musikinstrumenten hochbegehrt ist. Unsere Bäumchen sind noch weit entfernt davon Holz ernten zu können, sodass wir diese Aussage erst in ein paar Jahren verifizieren können.
Was der Gartenbesitzer aber sofort für Dekorationen oder kreative Floristik nutzen kann, ist die Rinde des Maulbeerbaums. Denn sie ist so faserig, dass man in Asien sogar handgeschöpftes Papier daraus herstellt.
Und da wir sowieso einen kleinen Korrekturschnitt bei unseren Bäumchen ansetzen mussten, fiel einiges an abgeschnittenen Ästen an. Und deren Rinde lässt sich extrem einfach in langen Streifen abziehen.
Nun war die Idee geboren direkt vor Ort irgendwas draus zu machen. Naja, das Einfachste ist schnell mal etwas zu flechten, und das haben wir dann auch getan. Ein Korb ist nicht draus geworden, aber es ist immerhin die Vorstufe für allerlei anderes dekoratives Zeugs. Auf jeden Fall hat’s Spaß gemacht. Und Herr oder Frau Maulbeer zählt nun zu meinen absoluten Lieblingsbäumen!