Sprachverwirrung gibt es überall. Besonders aber auch unter Gartenliebhabern. Nicht immer redet man über das Gleiche! Hier ein paar Beispiele.
Heckenmyrthe

Die Heckenkirsche ist unter anderem ein wunderbares Beispiel für babylonische Zustände bei den Bezeichnungen für verschiedene Pflanzen. Es gibt einen lateinischen und mehrere deutsche Namen dafür. Bevor die Pflanze gärtnerisch beschrieben wird, folgt also nun ein kleiner Exkurs dazu. Dieser wird sicherlich im ersten Teil einige Verwirrung hervorrufen, dient aber zur Darstellung, dass man mit der Nomenklatur böse aufpassen muss.
Wenn man mit dem Nachbarn fachsimpelt oder sich Pflanzen im Internet bestellt, können die gleichen Bezeichnungen richtig sein, aber etwas völlig anderes meinen! Andere Beispiele sind Kirschlorbeer und Lorbeerkirsche, oder Rosenstock und Stockrose… wobei die Stockrose absolut nichts damit zu tun hat, denn es ist die Bezeichnung für die Malve. Also das Kraut, mit dem Sie sic einen Tee aufbrühen können.
Geißblatt = Heckenkirsche

Aber bleiben wir bei der Heckenkirsche; Die auf dem oberen (!) Foto abgebildete Heckenkirsche heißt eigentlich Heckenmyrthe. Eine als solche bezeichnete Heckenkirsche hat damit ziemlich wenig zu tun. Die Heckenkirsche ist ein Geißblattgewächs, wobei das Geißblatt eine philigrane Kletterpflanze mit großen, spitz zulaufenden Blättern ist. Sie heißt auch „Je-länger-je-lieber“. Selbige firmiert unter dem lateinischen Namen Lonicera carulea, während der „Geißbart“ eine völlig artfremde Staude ist und unfreiwillig zur Verwirrung beiträgt.
Lonicera pilatea ist auch eine Heckenmyrthe, aber keine Heckenpflanze, weil sie nur 30 Zentimeter hoch wird. Dennoch besitzt sie, so wie die größere Version davon winzige, gegenständige Blättchen. Myrthe ist jedoch eine komplett andere Pflanze mit Ursprung aus der heutigen Sahara.
Lonicera nitida ist dann schließlich unsere Heckenpflanze, die weder eine Kirsche, noch Myrthe ist. Wie was wo benannt wird ist Gartenroulette! Doch damit endlich zur Beschreibung der Heckenmyrthe, die auch wir gelegentlich Heckenkirsche nennen, weil sich manchmal mit einem gemeinsamen Fehler besser kommunizieren lässt… grins.
Die Heckenmyrthe ist eher ein wuchtiger Bodendecker, als eine echte Heckenpflanze. Ihre Triebe bildet sie horizontal aus und lässt sie seitlich herabhängen. Dadurch ist ihr Höhenwachstum begrenzt und es ist ziemlich problematisch eine senkrechte Hecke aus ihr zu schneiden. Das widerspricht ihrem natürlichen Wuchs. Gehen tut das natürlich trotzdem, wenn man bereit ist Zeit zu investieren.
Es gibt aber viele andere Pflanzen, die dazu besser geeignet sind. Trotzdem ist sie eine recht anspruchslose Pflanze mit sehr hübschen Trieben. Wenn es also darum geht etwas formschönes Grün in den Garten zu zaubern, kann man sie nur empfehlen.
Blühen tut die Heckenmyrthe nur unscheinbar. Daraus entstehen im Herbst kleine, blauviolette Beeren, die gern von Vögeln gefressen werden. Logischerweise entstehen bei allen Hecken oder Pflanzen weder Blüten, noch Beeren, wenn man sie vorher schneidet. Das kann, wie der nächste Tipp unterstreicht, von großem Vorteil sein.
Gartentipp:
Wenn man helles Pflaster in der Nähe von einer Heckenmyrthe hat, sollte man sie nach der Blüte schneiden, damit keine Beeren entstehen. Die Vögel, die diese Früchte gern essen, kacken sie nämlich in der selben Farbe wieder aus.
Zertretene Beeren tun ein Übriges und ergeben im Herbst ein häßliches Muster auf dem Weißgranitparkplatz oder der Marmorterrasse! Um so etwas zu vermeiden gilt das Gleiche natürlich auch für andere Pflanzen.