Gärtnerisch richtig umpflanzen

Einpflanzen und Umpflanzen. Ein unvermutet großer Unterschied.

Ein Gehölz, das umgepflanzt wird verliert dabei Einiges an Wurzeln. Deshalb muss es zurückgeschnitten werden
Pflanzen und Umpflanzen – ein großer Unterschied

Als Einpflanzen bezeichnet man es, wenn eine Pflanze zum Beispiel aus einem Topf in den Boden gesetzt wird. Ihr Wurzelballen ist komplett und unbeschädigt. Beim Umpflanzen im Garten ist aber etwas besonderes zu beachten. Es werden beim Ausgraben unweigerlich feine Wurzeln zerstört. Wie man das wieder ins Gleichgewicht bringt, mag Sie erstaunen.

Manchmal soll der Garten etwas umgestaltet werden oder eine Pflanze sitzt einfach am falschen Platz. Bei kleineren Blümchen ist das kein Problem, denn man kann ja den Ballen mit dem Spaten so großräumig ausstechen, dass keine Wurzel beschädigt wird.

Bei größeren Büschen und Gehölzen gestaltet sich das aber etwas schwierig, da man, um gar keine Wurzel zu beschädigen einen riesigen Erdklumpen ausstechen müsste, der mehr wiegt, als der Gartenfreund überhaupt bewegen kann. Daß das dennoch geht, werden Sie am Ende sehen.

Beim Umpflanzen wird mindestens so viel zurückgeschnitten, wie die Pflanze vermutlich an Feinwurzeln verloren hat. Wenn nicht läßt die Pflanze Äste oder Blattwerk absterben, wei die Wurzeln es nicht mehr versorgen können
Beim Umpflanzen wird zurückgeschnitten

Aber zurück zum Thema. Auch bei größter Vorsicht ist es fast unvermeidbar, dass beim Umpflanzen Wurzeln gekappt oder beschädigt werden. Das gilt insbesondere für kleinere Gewächse.

Denn deren sehr feinen Fadenwurzeln, können allein durch das Gewicht kleinerer Erdklumpen abreißen, sobald man die Pflanze aus der Erde hebt. Diese sind aber eminent wichtig für die Versorgung der bereits gebildeten Blattmasse.

Die logische Konsequenz ist, dass die fehlenden Wurzeln das gebildete Blattgrün nicht mehr versorgen können. Das Verhältnis zwischen Wurzelmasse und Verdunstungsfläche ist folglich gestört, sodass die vorher gebildeten Triebe unweigerlich absterben werden.

Beim Umpflanzen wird Pflanzerde verwendet, um den Bodenn aufzulockern und mit Nähstoffen zu versorgen. Ein Gießring ist äußerst nützlich für das unverzichtbare anfängliche Gießen
Pflanzerde und Gießring wird angelegt

Wer also plant irgend ein kleineres oder größeres Gehölz an einen anderen Platz zu verpflanzen, sollte es beherzt zurückschneiden. Trotz dieser manchmal radikalen Maßnahme wird damit wird das Gleichgewicht wieder hergestellt und die Pflanze kann überall neu austreiben.

Der Vorgang dazu läuft folgendermaßen ab: Falls die Äste beim Ausgraben stören, kürzt man sie schon vorher ein. Wenn nicht kann man das auf danach verschieben, wenn man weiß wieviele Wurzeln tatsächlich draufgegangen sind. Dann dort, wo man das Ende des Wurzelballens vermutet, rundherum und so tief wie möglich mit dem Spaten einstechen. Nun mit angemessener Vorsicht das Ganze aus dem Boden hebeln. Das gilt für die Kleinversion des Umpflanzens.

Umpflanzen in der Grossversion

Auch größere Gewächse kann man umpflanzen. Hier ein großer Flieder.
Auch größere Gewächse kann man umpflanzen

Beim Versetzen von größeren Gehölzen reichen ein paar Spatenstiche natürlich nicht. Da muß man sich an den Wurzelballen herangraben. Wenn es dann so weit ist, offenbart sich das Ausmaß an verlorenen Wurzeln und kann dementsprechend die Äste zurückschneiden.

Bei diesem Flieder  ist das seeehr moderat geschehen, weil er einerseits kaum Wurzeln verloren hat und die Gartenbesitzerin das so wollte.

Wenn man die Pflanze schließlich komplett befreit hat, erkennt man auch die genaue Höhe und Tiefe des verbleibenden Wurzelballens und kann ein passendes, deutlich größeres (!) Pflanzloch an anderer Stelle ausheben.

Der Wurzelballen eines großen Flieders beim Umpflanzen.
Kaum beschädigte Wurzeln am Ballen

Das weitere Prozedere funktioniert genau wie im Artikel „Pflanzen pflanzen – so wird es ein Erfolg “ beschrieben. Pflanzerde mit ins Loch mischen und Erde lockern- Pflanze richtig positionieren- Erde auffüllen und festdrücken- Gießring formen und sofort tüchtig angießen.

Eine gute Zeit zum Umpflanzen ist der Frühling, vor dem ersten Austrieb. Noch besser ist aber der Herbst, nach dem Laubfall. So sind alle Säfte in der Wurzel und deshalb hat die Pflanze bis zum Frühjahr genügend Zeit sich an ihren neuen Standort und Boden zu gewöhnen. Ebenfalls kann sie so auch noch ein paar Wurzeln nachbilden, um dann im Frühling wieder kräftig auszutreiben.

Ein großer Flieder nach der Umpflanzung. Er wurde nur leicht zurückgeschnitten, weil er kaum Wurzeln verloren hat.
Weniger Rückschnitt bei weniger Wurzelverlust

Umpflanzen und pflanzen kann man aber eigentlich jederzeit, so lange der Boden nicht gefroren ist oder man bald damit zu rechnen hat. Es ist aber mit viel mehr Aufwand verbunden, denn die Pflanze muss dann besonders umsorgt werden. Je nach Wetterlage muss sie dann vielleicht über längere Zeit viel gegossen, beschattet oder was auch immer werden. Alles das spart man sich im Herbst oder Frühjahr.

Kommentar: Unser erstes Fotobeispiel ist ein winziger Hibiskus / Eibisch. Sie sehen dass er etwa um ein Drittel zurückgeschnitten wurde. Das war das geschätzte Maß, wieviele Wurzeln er beim Ausgraben verloren hat. Es ist aber immer besser mehr abzuschneiden, als zu wenig.

Gartentipp: Bei Moorbeetpflanzen wird keine normale Pflanzerde beigemischt, sondern Rhododendronerde. Diese ist im PH-Wert sauer und auf deren besonderen Bedürfnisse abgestimmt. Moorbeetpflanzen sind zum Beispiel Azalee, Rhododendron, Hortensien usw. Nur ein kleiner Bruchteil der in Deutschland vertretenen Pflanzenarten gehören dazu und inzwischen gibt es für jede der oben genannten auch eine spezielle Erde zu kaufen.

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