Durch Menschen veredelte Pflanzen tragen ein Geheimnis in sich. Nämlich ihre wilden Vorfahren. Und manchmal holt sie die Vergangenheit wieder ein.
Die Muschelzypresse ist ein wunderschönes Beispiel für Pflanzen, bei denen man mit dem Schnitt ein bißchen aufpassen muß. Einige Pflanzen sind veredelt- das heißt ein gezüchteter Trieb, der ein bestimmtes Aussehen oder bestimmte Eigenschaften hat, wurde auf eine „wilde“ Pflanze gleicher Art gepfropft.
Das bedeutet, daß die Unterlage (so heißt dann der untere Teil dieser Verbindung) lediglich die Nährstoffe aus dem Boden saugt, die der obere, veredelte Teil für sein Wachstum braucht.
Bisweilen können das wilde Arten sehr viel besser, als gezüchtete, so daß der eigentliche Vorgang des Veredelns einfach daraus besteht, die beste Unterlage für den entsprechenden Trieb zu finden. Dann wird die Unterlage sozusagen als Versorgungseinheit) geköpft und mit Hilfe von Wachstumshormonen ein völlig anderer Zweig darauf gesetzt.
Das Veredeln ist jedoch eine eigene Kunst, denn es erfordert viel Erfahrung und besondere Schnittechniken. Ebenso muß die Verdelungsstelle speziell verbunden und fixiert werden, damit sie überhaupt anwächst. Sehr gut kann man oftmals diese Veredelungsstelle bei einigen Rosen und vielerlei Obstbäumen erkennen. Es ist eine deutliche Verdickung am Stamm, ab der meistens auch eine andere Rindenstruktur beginnt.
Doch nun erklären wir endlich den eigentlichen Grund, warum wir das so ausführlich beschreiben. Schneidet man eine solche, veredelte Pflanze zu stark herunter, so kann es sein, daß die „wilde Unterlage“ wieder die Oberhand gewinnt und stinknormale Wildtriebe ausbildet. Aus einer ehemaligen Muschelzypresse wachsen dann Triebe, die mit der gezüchteten Muschelform nichts mehr zu tun haben. Sie werden wieder ganz normale Äste der Ursprungspflanze. Ähnliches passiert bei der Korkenzieherhasel.
Hier ist also schon beim Kauf Vorsicht geboten. Lassen Sie sich von der Baumschule beraten, ob das entsprechende Gewächs veredelt ist – und ob man es wachsen lassen kann oder wachsen lassen MUSS !
Eindeutige Beweisfotos können Sie sich im Artikel Muschelzypresse 2 ansehen.